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Gemeinsam haben wir im Kanton über 1m2 pro Einwohner:in zugebaut – wer aber führt die Spitze an?

In den letzten drei Jahren hat sich der Ausbau von Photovoltaikanlagen in den Zürcher Gemeinden rasant entwickelt. Einige Gemeinden konnten schneller zubauen, andere Gemeinden hatten aber auch weniger passende Projekte. In diesem Blog-Beitrag werfen wir nun einen Blick auf die beeindruckendsten Zahlen und Entwicklungen in Bezug auf Flächenzuwächse und Ausnützungsziffern.

Als Basis für unsere Analysen verwenden wir jeweils immer die Pronovo gemeldeten Daten. Dabei gibt es auch immer wieder Verspätungen der Meldung aber auch Meldefehler. Es kann folglich sein, dass die Zahlen unten nicht immer dem heutigen Stand entsprechen sondern bis zu einem dreiviertel Jahr verspätet sind. Um eine greifbare Zahl zu erhalten rechnen wir die gemeldeten kWpeak um in ein Flächenäquivalent. Je nach installierter technischen Lösung kann dies natürlich auch varieren, macht aber erst einen verständlichen Vergleich zwischen den Gemeinden möglich.

Verhältnismässig den grössten Zuwachs innerhalb der 3 Jahre der Kampagne

Betrachtet man den prozentualen Zuwachs an Photovoltaik-Fläche, stechen einige Gemeinden besonders hervor:

  • Ellikon an der Thur führt die Liste mit einem bemerkenswerten Anstieg von rund 834%. Das bedeutet einen Zuwachs von etwa 7300 Quadratmetern an Photovoltaik-Fläche.
  • Oberglatt folgt mit einem Zuwachs von etwa 514%, was rund 20500 Quadratmeter zusätzlichen Photovoltaik-Flächen entspricht.
  • Weiach verzeichnet einen Zuwachs von etwa 434%, was einer zusätzlichen Fläche von rund 4100 Quadratmetern entspricht.

Diese beeindruckenden prozentualen Zuwächse zeigen das enorme Potenzial und Engagement kleinerer Gemeinden im Bereich der erneuerbaren Energien.

Absolut den grössten Zuwachs

Auch in absoluten Zahlen gab es erhebliche Erweiterungen der Photovoltaik-Flächen:

  • Stadt Zürich steht an der Spitze mit einem Zuwachs von ca. 183’000 Quadratmetern mehr als im Jahr 2021.
  • Stadt Winterthur folgt dicht darauf mit einem Zuwachs von ca. 144’500 Quadratmetern.
  • Illnau-Effretikon belegt den dritten Platz mit einem zusätzlichen Zuwachs von ca. 26’512 Quadratmetern.

Diese Zahlen unterstreichen die bedeutende Rolle der grösseren Städte und Gemeinden im Ausbau erneuerbarer Energien.

Die Musterschüler mit hohen Ausnützungsziffern

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Ausnützungsziffer, die das Verhältnis der genutzten Photovoltaik-Fläche zur verfügbaren Fläche darstellt. Hier stechen drei Gemeinden besonders hervor:

  • Knonau mit einer beeindruckenden Ausnützungsziffer von 21.39%.
  • Hittnau folgt mit einer Ausnützungsziffer von 12.42%.
  • Dielsdorf liegt bei 11.92%.

Diese hohen Ausnützungsziffern zeigen das effiziente und konsequente Engagement dieser Gemeinden im Bereich der Photovoltaik-Nutzung.

Gemeinsame Anstrengungen

Zusammen haben die Zürcher Gemeinden rund 1,6 Millionen Quadratmeter Photovoltaik-Fläche in Betrieb genommen. Diese beeindruckende Gesamtfläche ist ein starkes Zeichen für das kollektive Engagement und den Fortschritt in der Region in Richtung nachhaltiger Energieversorgung.

Die beschriebenen Entwicklungen sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass sowohl kleine als auch grosse Gemeinden ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Die vielfältigen Erfolge in Bezug auf Flächenzuwächse und effiziente Nutzungspotenziale setzen positive Signale für die Zukunft und zeigen, dass die Region Zürich auf einem guten Weg ist, ihre erneuerbaren Energieziele zu erreichen.

Für die Energiewende sind wir dabei aber noch nicht am Ziel. Rund 3 mal mehr Fläche müssen in Betrieb genommen werden um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Wenn wir gemeinsam die Zubaugeschwindigkeit aufrecht erhalten können, kommt dieses Ziel aber in greifbare Nähe. Zu unsererm Wohle und dem Wohle unserer Nachkommen.

Leuchtturm Winterthur: Vorzeige-Anlage in Gotzenwil

Das schöne Haus befindet sich in einem sehr idyllischen sowie eher ruhigen Gebiet am Rande von Winterthur und steht unter Schutz. Schnell lässt sich feststellen, von dem Haus geht etwas ganz Besonderes aus. Die enge Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk Winterthur war ein wichtiger Faktor, um dieses Bauprojekt entsprechend zu ermöglichen. 

Die Initiative

Obwohl der Familie klar war, dass diese Anlage eine beträchtliche Investition bedeuten würde und ein paar Vorschriften als Hürden überwunden werden müssten, war es für sie klar, dass es sich hierbei um die umweltfreundliche und damit zukunftsweisende Energiegewinnung handelte. Auch gab es hier eine bedeutende Herausforderung, die es zu meistern galt: Das Haus steht unter Heimat- und Denkmalschutz. Eine frühzeitige und enge Zusammenarbeit war gefragt.

Der Bau

Wie lange Planung und Bau einer Solaranlage dauert, ist von einigen Faktoren abhängig. Einer davon ist die Baubewilligung: Die Prüfung und Bewilligung können sehr langwierig sein. Gerade bei schützenswerten Häusern ist es daher wichtig, das Vorgehen und die Rahmenbedingungen am besten vor Ort gemeinsam abzustimmen, um anschliessend eine bewilligungsgemässe Planung aufgleisen zu können. Durch die aktuelle Energiekrise stehen die Gesetze zum Denkmal- und Heimatschutz zur Diskussion und werden sich gegebenenfalls noch ändern.
Die Installation der Auf-Dach-Anlage selbst dauerte gerade mal einen Tag. Bis alle Elemente inklusive der Wärmepumpe funktionierten, verging hingegen noch etwas Zeit.

Die Anlage

Durch die erst kürzliche Inbetriebnahme fehlen noch aktuelle Langzeitdaten . Beim Betreten des Kellers fällt die grosse Wärmepumpe ins Auge, geradezu dezent findet man daneben noch eine Elektroverteilung, eine Sonde und einen Speicher, der aus mehreren Speicherblöcken besteht. Die Kapazität ist moderat gewählt, da sie sonst schnell teuer werden kann: Ein Speicherblock mit einer Leistung von einem Kilowatt kostete um die 6’000 Schweizer Franken, die gewählte Kapazität orientiert sich am Eigenbedarf und rechnet dabei immer etwas mehr Leistung dazu, denn es muss berücksichtigt werden, dass im Winter kaum etwas produziert wird, im Sommer hingegen überdurchschnittlich viel.
Bei einem Blick aufs Dach sehen wir die 16 Panels auf 26 Quadratmetern, die als Auf-Dach-Anlage realisiert und in Richtung Süden ausgerichtet sind. Laut den Eigentümer:innen überlegen sich aktuell die Nachbarn, ebenfalls eine Anlage zu bauen. Die abgesprochenen Rahmenbedingungen für die Bewilligung dürften auch für sie gelten.

Besonderheiten

Eine grosse Besonderheit des Gebäudes ist, dass sich dieses unter Heimat- und Denkmalschutz befindet. Dabei ist es wichtig festzuhalten, was es genau zu schützen gilt und wie dieser Schutz bei der Solaranlage berücksichtigt werden kann. Eine frühzeitige Einbindung aller Parteien und eine offene Gesprächsführung haben eine Umsetzung ermöglicht – dies spricht auch für den Willen der Beteiligten, eine Lösung finden zu wollen.

Ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz ist die Umsetzung einer homogenen Fläche der Anlage, es dürfen also keine herausragenden Elemente auf dem Dach vorhanden sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Anlage auf dem Dach nicht spiegelt. Dies ist heutzutage weniger ein Problem, da die meisten Panel entspiegelt produziert werden.

In Kombination mit der Anlage wurde im Gebäude auch eine E-Ladestation eingebaut. Diese Ladestation schafft 4,4 KW am Tag. Um das Auto zu laden, werden 5 KW empfohlen, trotzdem funktioniert das Laden sehr gut.

Fazit

Trotz ein paar Hürden lässt sich festhalten, dass die Anlage den Eigentümer:innen grosse Freude bereitet und dank der Unterstützung aller involvierten Parteien die Bewilligung für den Bau der Anlage schnell eingeholt werden konnte. Die Motivation in eine Solaranlage zu investieren, ging sogar an die Nachbarschaft über und erhält grossen Zuspruch. Das PV-System in Gotzenwil ist Teil des Alltags und sogar zu einem Vorzeige-Projekt für PV-Anlagen geworden.

Technische Details

  • Leistung: 4.8 kWp
  • Durchschnittlicher Eigenverbrauch: 100%
  • Anzahl Panels: 16
  • System: Dachsolar-Anlage
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Leuchtturm Winterthur: Kuhstall Taggenberg

Der Bauernhof in Taggenberg liegt auf einem schönen Hügel in der Nähe der Stadt Winterthur und sieht optimal der Sonne entgegen. Der Hof gehört der Stadt und wird verpachtet. Der Stadt war es ein Anliegen, das Potential des Kuhstalls möglichst auszuschöpfen. Daraufhin wurde für die Energiegewinnung im Jahr 2014 eine Solaranlage gebaut. Realisiert wurde das Bauprojekt in enger Zusammenarbeit mit Stadtwerk Winterthur.

Die Initiative

In der Landwirtschaft sind häufig für den Solaranlagebau passende Flächen zu finden, welche die Stadt gerne nutzen möchte. Die hürdenlose Gewährleistung der Zuleitungen zur Anlage ist dabei oft ein kritischer Punkt für den Bau. Auf diesem Hof war dies glücklicherweise möglich. Bei der Planung galt es, die städtischen Vorschriften für PV-Installationen insbesondere für landwirtschaftliche Betriebe zu beachten. Dennoch war es der Stadt auch ein Anliegen, den Bau-Prozess zeitnah in Gang zu setzen. Eine wichtige Motivation war dabei auch, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Vom Besitzer gab es glücklicherweise keinen Gegenwind und er erlangte durch die Solaranlage auch keine Nachteile. Diese wurde schliesslich im Jahr 2014 installiert. 

Der Bau

Reibungslos verlief auch der Bau der Anlage selbst. In einem ersten Schritt wurde die Bewilligung vom zuständigen Departement eingeholt, was normalerweise ein sehr langer Prozess ist. Durch die interne Zusammenarbeit konnte man sich gegenseitig so unterstützen, dass die entsprechende Bewilligung deutlich schneller erfolgte. Die Realisierung des Bauplans wurde dann in Zusammenarbeit mit Helion und Senero AG umgesetzt.

Die Anlage

Die Auf-Dach Anlage ist seit dem Jahr 2014 in Betrieb. Der Hof liegt an einem idealen Ort: Die Anlage kann die Sonneneinstrahlung optimal auffangen. Wahrscheinlich wenig überraschend ist die Tatsache, dass der Eigenverbrauch bei nahezu 100% liegt, da es vom Traktorfahren bis hin zum einfachen Lichtschalter viel Strom für die Produktion braucht. Falls doch Reststrom übrigbleibt, geht dieser zurück ins Netz. Der erzeugte Strom der Anlage wird dabei ausschliesslich für die Produktion und den Betrieb verwendet.
Die Anlage wird regelmässig kontrolliert, um rechtzeitig eingreifen zu können. Die Fernablesung der Anlage geschieht dabei im Stall selbst.

Besonderheiten

Beim Betreten des Stalls schweift das Auge suchend durch den Raum: Wo befinden sich die Wechselrichter? Vorborgen, um nicht zu sagen gut versteckt, und nur über eine Leiter erreichbar sind die Geräte auf einer Heu-Bühne angebracht. Dort ist ein kleiner Raum, den man für die Kontrolle der Anlage betreten kann. Es fällt sofort auf, dass mit den Räumlichkeiten gearbeitet wurde, die man auch zur Verfügung hatte.

Eine Herausforderung bei der Instandhaltung der Panels ist, dass diese bei landwirtschaftlichen Betrieben durch den Staub häufiger als üblich verschmutzen und dadurch auch mehrmals pro Jahr gereinigt werden müssen.

Da es sich bei diesem landwirtschaftlichen Betrieb um einen städtischen Hof handelt, kam auch die Entscheidung für eine Solaranlage von der Stadt selbst. Die Entscheidung wurde auf Basis des Klimaschutzgedanken getroffen.

Besonders ist hier auch, dass es sich um eine landwirtschaftliche Zone handelt, und diese kommt mit ihren eigenen besonderen Voraussetzungen für den Bau. Erstens müssen die Panels reflexionsarm sein, damit die Anlage keinen Störfaktor darstellt und zweitens muss vor dem Bau eine Baubewilligung vom zuständigen Departement der Stadt eingeholt werden.

Fazit

Die Anlage scheint einwandfrei zu funktionieren und durch die regelmässige Wartung und Kontrolle wird auch die Instandhaltung für den Betrieb gesichert. Die Beziehung zwischen dem Stadtwerk und dem Betrieb ist dabei ein wichtiger Faktor für die zukunftsorientierten Energieanlagen. Eins bleibt jedoch klar: Ohne die Mithilfe aller Parteien wäre es nicht zu diesem Vorzeigeprojekt gekommen. 

Technische Details

  • Leistung: 180 KWp
  • Durchschnittlicher Eigenverbrauch: 100%
  • Anzahl Panels: 610
  • System: Auf-Dach Anlage
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Leuchtturm Winterthur: Solaranlage im Contracting-Modell für Privathaus

Es ist ein sonniger Augusttag, an dem Beat Egli uns in sein Einfamilienhaus im Stadtquartier Lind in Winterthur eintreten lässt. Vorstellen müssen wir uns nicht: Er weiss bereits Bescheid über SolarAction und freut sich, uns seine Anlage zu zeigen. 

Die Motivation 

Dank seiner eigenen Arbeitserfahrung in der Energiebranche war für Herrn Egli schon seit einiger Zeit klar: Die erneuerbare Energie ist die Zukunft. Deshalb hat er beschlossen, dass auch auf sein Dach eine Solaranlage gehört. Als er auf das Angebot e-Solardach.single von Stadtwerk Winterthur stiess, war er sofort überzeugt. Zum einen hatte er bereits davor nur gute Erfahrungen Winterthur gemacht. Zum anderen gefiel ihm das Rundum-Sorglos-Angebot: Er musste sich um kaum etwas kümmern, denn auch die gesamte Planung und Organisation wird übernommen und er kann mit einem monatlichen Fixpreis die Anlage über 20 Jahre hinweg abbezahlen.
Zudem wurde das Gebäude auch kürzlich mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Somit nutzt die Installation einer Solaranlage gleich doppelt und sowohl die Heizung als auch der Strombedarf werden auf eine nachhaltige Art und Weise gedeckt. 

Die Installation 

Ebenso reibungslos wie die Planung verlief auch die Installation. Im Sommer 2021 wurden die 12 Solarmodule auf das Dach montiert und der Wechselrichter angebracht. Auch ein entsprechender Blitzschutz ist nun auf dem Dach.
Beat Egli war bei der Installation gerne mit dabei, hat zugeschaut und mit den Installateuren gefachsimpelt. Selbst auf das Dach zu steigen, wäre ihm aber zu viel gewesen, weshalb er umso dankbarer für die angebotene Lösung ist. 

Die Anlage heute

Seit letztem Sommer produziert die Anlage nun fleissig Strom. Die Anlage wird alle 2 Tage auf die Stromproduktion überprüft und einmal pro Jahr gereinigt. Zudem wird auch einmal jährlich eine umfassendere Analyse der Stromproduktion vorgenommen, um festzustellen, ob noch alles korrekt läuft oder allenfalls Teile ersetzt werden müssen.
Die Aufteilung des Stromes funktioniert folgendermassen: Zuallererst wird der Strom für den Antrieb der Wärmepumpe gebraucht. Der Rest des Stromes fliesst ins Haus und alles, was nicht im Eigenverbrauch verwendet wird, wird ins Netz eingespeist.
Auch der Eigentümer kann beobachten, was passiert: Zum einen gibt es den kleinen Solarlog im Keller, auf dessen Bildschirm man einige Infos nachlesen kann. Zum anderen kann sich der Eigentümer auch auf der «Smart Chap»-Website einloggen. Dort findet er Statistiken zur jährlichen Stromproduktion und dem Eigenverbrauch sowie tagesaktuelle Daten. Diese Sichtbarkeit des Strombedarfs hilft, wenn es um greifbare Energie-Sparmassnahmen geht.

Fazit und Zukunft

Aus dem Gespräch ging eines ganz besonders hervor: Beat Egli ist nicht nur zufrieden, sondern richtig stolz auf seine Solaranlage. Er ist überzeugt, dass ein Ausbau der Solaranlagen und eines Smart-Netzes die Energiezukunft der Schweiz deutlich mitbestimmen wird.
Allerdings hat auch er noch Ideen für die Zukunft: Gerne würde er seine Solaranlage mit einem Batteriespeicher ergänzen. So könnte er den Eigenverbrauch erhöhen und noch mehr von seiner Anlage profitieren. Und in 20 Jahren, wenn die Anlage dann ganz ihm gehört, ist sein Haus energetisch optimiert; das ist sein Ziel.

Technische Details

  • Anzahl Panels: 12 monokristalline Panels
  • Jährliche Erzeugung: 5830 kWh
  • Jährlicher Eigenverbrauch: 1150 kWh 
  • Maximaler Wirkungsgrad der Panels: 20,7%
  • Leistungsbereich der Panels: 360-380 W
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Leuchtturm Winterthur: Kantonsspital Winterthur

Kantonsspital Winterthur Solaranlage mit Luis, Janine und Leiter Hauswartung KSW

Im Jahr 2016 startete der Neubau des Kantonsspitals Winterthur (KSW). Das Besondere: Das neue Gebäude ist heute das erste Spital im Kanton Zürich, welches mit dem Label Minergie-P-ECO zertifiziert wurde. Zu dieser Zertifizierung gehört auch die Solaranlage, die nun seit Januar 2022 Strom für das Spital produziert. 

Die Initiative

Das KSW-Spitalhochhaus, in welchem ein Grossteil der Patienten behandelt wird, steht nun schon seit den sechziger Jahren. Heutzutage entspricht es allerdings nicht mehr den Anforderungen und Standards – weder in seiner Infrastruktur noch ökologisch. Deshalb entschied man sich vor rund zehn Jahren dazu, einen Ersatzneubau zu errichten, der dank der Zertifizierung Minergie-P-ECO die gewünschte Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erreichen soll.

Der Bau

Aufgrund dieser hohen Nachhaltigkeitsziele dauerte der Neubau lange: Spatenstich war 2016, Anfang 2022 wurde dann das ganze Gebäude in Betrieb genommen.
Auch die Installation der Solaranlage war schwieriger als gedacht. Normalerweise würde es maximal zwei Wochen dauern, die 200 Panels anzubringen und alles korrekt zu installieren. Aufgrund der Pandemie mussten die Bauarbeiten allerdings immer wieder unterbrochen und verschoben werden, da die Prioritäten sich aufgrund der Ausnahmesituation ständig änderten. Herr Meier, der Leiter der Gebäudetechnik, ist aber sehr zufrieden mit dem Ablauf der Installation: Die Zusammenarbeit mit Stadtwerk Winterthur klappte immer gut.

Die Anlage

Seit Januar produzieren die 200 Panels auf dem Dach des KSW nun Strom. Bei der Anlage handelt es sich um ein sogenanntes aufgeständertes Flachdachsystem. Dabei ist der Winkel der Panels so gewählt, dass über das gesamte Jahr hinweg möglichst viel Strom produziert wird – unabhängig davon, wie hoch die Sonne steht. Dies ist wichtig: Aufgrund des hohen Strombedarfs in einem Spital liegt der Eigenverbrauch bei nahezu 100%.
Um den Wirkungsgrad der Anlage möglichst hochzuhalten, wird die Anlage einmal pro Jahr gereinigt. Ausserdem wird die Produktion der Anlage jeden zweiten Tag kontrolliert. Wenn also die Anlage stark verschmutzt ist oder etwas mit dem Wechselrichter nicht stimmt, kann schnell reagiert werden.

Besonderheiten

Zu den Minergie-P-ECO Standards gehört auch eine gute Isolation. Deshalb ist auf dem Dach des Kantonsspitals nicht nur eine Solaranlage, sondern auch eine Dachbegrünung vorzufinden. Damit die Solaranlage trotzdem mit möglichst wenig Verschattung Strom produzieren kann, stehen die Panels leicht erhöht auf Metallschienen auf dem Dach. Wenn die Pflanzen doch einmal zu hochwachsen, erkennt man das schnell auf dem Solar-Log – dem Programm, welches die aktuellen Daten zur Stromproduktion anzeigt – und es kann reagiert werden. Die Kühlung, die eine Dachbegrünung bewirkt, erhöht ausserdem den Wirkungsgrad der Solaranlage, weshalb diese Kombination viele Vorteile mit sich bringt.

Eine weitere Besonderheit der Anlage ist der Helikopterlandeplatz, der auf dem Dach des Nachbargebäudes liegt. Der Helikopter produziert im Landeanflug Unterdruck, was bei normal angebrachten Solaranlagen dafür sorgen könnte, dass sie davonfliegen. Bei der Berechnung der Ballastierung wurde dies mit einbezogen, sodass die Anlage heute problemlos hält.

Das Spital hat auch seine eigenen Normen zum Blitzschutz und zum Erdungsprozess, da viele Patienten vom Strom abhängig sind. Alle Panels mussten also mehrfach und auf verschiedenste Arten miteinander und mit einer zusätzlichen Erdung verbunden werden, damit die Sicherheit der Patienten gewährleistet ist.

Fazit

Sowohl das Stadtwerk Winterthur als auch das Kantonsspital Winterthur sind mit der Anlage äusserst zufrieden. Auch wenn die Installation ihre Hürden mit sich brachte, läuft heute alles einwandfrei. Da die Anlage erst seit Anfang Jahr in Betrieb ist, ist noch keine genaue Auswertung möglich, aber nur schon der Fakt, dass der Eigenverbrauch bei nahezu 100% liegt, zeugt von einem Erfolg.

Minergie-P-ECO

Minergie-ECO ist ein Gebäudestandard zum gesunden und ökologischen Bauen, der von den Vereinen Minergie und ecobau getragen wird. Die Anforderungen werden in sechs Themen eingeteilt. Auf der einen Seite gibt es die drei gesundheitlichen Themen, «Tageslicht», «Schallschutz» und «Innenraumklima». Auf der anderen Seite werden auch bauökologische Themen abgedeckt: «nachhaltiges Gebäudekonzept», «Materialisierung und Prozesse» sowie «Graue Energie». Durch die Einhaltung diverser Anforderungen zeichnet Minergie-ECO gute Arbeitsplatzqualität aus und die vorbildliche Bauweise sorgt dafür, dass die Umwelt von der Errichtung bis zum Rückbau des Gebäudes möglichst wenig belastet wird.

Technische Details

  • Leistung: 75 kWp
  • Durchschnittlicher Eigenverbrauch: 100%
  • Anzahl Panels: 200
  • System: Aufgeständertes Flachdach-System, erhöht (Dachbegrünung)
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Leuchtturm Winterthur: Solarstrom macht Freude

Solarstrom Anlage Winterthur

Schon im Jahr 2010 hat die Familie Lüscher auf ihrem Dach eine Solaranlage installiert. Seit da hat sich die Anlage amortisiert und funktioniert nach wie vor einwandfrei. Empfehlenswert? Absolut, findet Daniel Lüscher, Vereinspräsident von MYBLUEPLANET.

Die Motivation

Die Idee hinter der Anlage stammte tatsächlich von MYBLUEPLANET selbst. Im Jahr 2010 gab es nämlich schon einmal eine Aktion, die sich rund um Solaranlagen drehte. Das Ziel war: 1000 Solardächer im Jahr 2010. «Ich wollte unbedingt auch eine Anlage haben und somit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten», erzählt Daniel.

Die Installation

Am wichtigsten für die Installation sei die Wahl des Installateurs. Hier muss man sich Zeit lassen, rät Daniel. Dass er den richtigen Mann gefunden hatte, war spätestens dann klar, als dieser mit seinem Elektroauto zur ersten Evaluation des Daches auftauchte: «Der war ein echter Pionier damals!». Ab dann verlief alles ganz entspannt. Um die Baubewilligungen kümmerte sich die Installationsfirma. Ein Gerüst musste nicht aufgestellt werden und innerhalb von zwei Tagen waren die 24 Panels auf dem Dach.

Technische Details:

  • Leistung: 5,76 kWp
  • Lebensdauer: mind. 25 Jahre
  • Aufständerung der Panels: 15 Grad
  • 24 Module à 1,2m x 2m, also 57,6 m2
  • Stromproduktion total bis jetzt: ca. 66’200 kWh
  • Amortisationszeit: ca. 8 Jahre

Ein weiteres Highlight für Daniel: er durfte mitarbeiten. «Mir war es wichtig, bei der Installation mitzuhelfen als Monteur, also als Hilfskraft. So war ich dann wirklich ein Teil des Baus und hatte einen Bezug zur Anlage. Das macht gleich noch mehr Freude.»

Die Anlage heute

Seit 12 Jahren produziert die Anlage nun fleissig Strom. Reparaturen waren noch nie nötig. Den einzigen Aufwand, den Daniel hat: Einmal im Jahr steigt er aufs Dach, um die Panels mit Fensterwaschmittel zu reinigen. Zwingend nötig ist das nicht, aber es hilft sicherlich, den Wirkungsgrad hoch zu halten und das letzte Prozent noch hinauszukitzeln. Dazu kommt, dass das Dach begrünt ist. Und da das Substrat im Spätsommer wegen der Beschattung durch die Panels nicht wie normalerweise austrocknet, muss so oder so überprüft werden, dass da nicht zu viel wuchert.

Einen Eigenverbrauch gibt es jedoch nicht: Der produzierte Strom wird direkt ins Netz eingespeist. So war das Gesetz damals. Der Vertrag funktioniert folgendermassen: Die Familie Lüscher speist den Strom ihrer Solaranlage ins Netz ein und erhält dafür 50 Rp/kWh. Den Strom, den sie vor Ort verbrauchen, müssen sie aber wieder einkaufen. «Das ist eine sehr hohe Vergütung. Ich sage immer, die Anlage finanziert unsere zweite Woche Sommerferien!», scherzt Daniel. In einigen Jahren wird dieser Vertrag jedoch auslaufen. Dann steht das nächste Projekt an: einen Batteriespeicher zu installieren. So soll ein sehr hoher Eigenverbrauch erzielt werden. Sensibilisiert ist die Familie aber schon: Sie haben sich beispielsweise bereits angewöhnt, dann zu waschen, wenn die Sonne scheint.

Und auch ansonsten ist das Einfamilienhaus in Seen in Sachen energetische Anpassungen auf dem neusten Stand. Geheizt wird mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe, die schon beim Bau des Hauses vor 15 Jahren installiert wurde. Das Warmwasser hingegen wird durch zwei Solarthermie-Panels geheizt: Von April bis Oktober liefern diese genug warmes Wasser für den ganzen Haushalt. «Das ist der Hammer. Über mindestens 7 Monate pro Jahr wird unser Warmwasser einfach von der Sonne geheizt.»

Fazit

Das Fazit, das Daniel zieht, ist eindeutig. Er würde es jederzeit weiterempfehlen. Nach ungefähr 8 Jahren hatte sich die Anlage amortisiert. Und Probleme gab es bisher noch keine, weder mit der Solaranlage noch mit der Wärmepumpe oder den Solarthermie-Panels. «Es ist klimafreundlich, praktisch und macht in aller Hinsicht Sinn.» Was aber noch nicht funktioniert hat, ist, die Nachbarn zu überzeugen. Nach der Installation haben Lüschers ein kleines Solarfest für die Nachbarschaft organisiert und allen voller Begeisterung die neue PV-Anlage präsentiert. Weitere Solaranlagen in der Umgebung wurden jedoch seither noch nicht realisiert. Vielleicht warten aber auch alle auf die PV-Aktion für Einfamilienhäuser in der Region Winterthur, die SolarAction momentan plant. Und wenn nicht, dann trennt Daniel im Falle einer Stromlücke einfach seine Solaranlage vom Netz, geniesst die Autarkie und eröffnet ein lokales Wasch-Business.

Weiterführende Informationen

> Zur PV-Aktion in der Region Winterthur

> Zu MYBLUEPLANET

Leuchtturm Winterthur: Ein historisches Areal bekommt neuen Aufwind

Solaranlage Bühler Areal Winterthur

Im Rahmen einer Dachsanierung wurde auf dem Bühler-Areal in Winterthur eine Solaranlage installiert. Und zwar nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch, weil es ökonomisch Sinn macht.

Die Januarsonne strahlt über das Bühler-Areal in Winterthur. An einem schönen Sommertag würden in diesem Moment gut 400 kW Strom von der Solaranlage kommen. Jetzt, da die Anlage mit Schnee bedeckt ist, muss man sich mit 12 kW zufriedenstellen. Warum sich die Anlage trotzdem lohnt, hat uns Martin Kägi im Gespräch erklärt.

Die Initiative

Über 150 Jahre lang wurden auf dem Bühler-Areal in Sennhof, Winterthur Baumwollgarne gesponnen. Seit der Stilllegung der Spinnerei im Jahr 2016 hat sich die Hermann Bühler AG der Umnutzung des Areals gewidmet. Unter anderem wurde bei einer der Hallen auf dem Areal das Dach saniert. «Es hat begonnen, hineinzuregnen, also wussten wir, dass eine Sanierung nötig ist. Und das ist immer der Zeitpunkt, wo man prüfen muss, ob sich eine PV-Anlage lohnen würde.» Und hier hat es besonders gut gepasst: Die geschätzte Lebensdauer des neuen Flachdaches stimmt gut überein mit der Lebensdauer einer PV-Anlage.

Die Umsetzung

Gesagt, getan: Im Jahr 2021 installierte die Hermann Bühler AG gemeinsam mit der EKZ eine PV-Anlage mit einer Fläche von 3600 m2. Dies ist eine der grössten Anlagen in der Region. Realisiert wurde das Projekt im Contracting: Die Hermann Bühler AG stellt ihr Dach zur Verfügung und verpflichtet sich dazu, den produzierten Strom abzukaufen. Die EKZ kümmert sich um den ganzen Rest: Baubewilligungen, Installation, Reparatur von Schäden und alles, was sonst noch anstehen könnte. «Wie die meisten Gewerbetreibenden haben auch wir andere Sorgen als unsere PV-Anlage. Also haben wir uns für dieses Sorglos-Paket entschieden: Wir müssen nur unser Dach bereitstellen und profitieren von grünem und günstigem Strom – was will man mehr.»

Die PV-Anlage heute

Seit August ist die Anlage in Betrieb und funktioniert einwandfrei. Und jetzt, wo langsam die ersten Mieter:innen einziehen, wird der Strom auch gebraucht: Über ein ZEV können alle, die eine Fläche auf dem 15’000 m2 grossen Gewerbeareal oder eine der 89 Wohnungen beziehen, vom Solarstrom der Anlage profitieren.

Technische Details

  • Leistung: 586 kWp
  • Fläche: 3600 m2
  • Energieproduktion: 530’000 kWh/a pro Jahr = Verbrauch von 118 Haushalten
  • Eigenverbrauch (Schätzung): 75%

So lohnt sich die Anlage umso mehr: Die Gewerbetreibenden sind unter der Woche tagsüber vor Ort und beziehen den Strom. Bei den Mieter:innen der Wohnungen ist es genau umgekehrt: Ihr Bedarf ist am Wochenende am grössten. Somit hat es konstant einen gewissen Stromverbrauch und es kann ein hoher Eigenverbrauch erzielt werden: Die aktuelle Schätzung liegt bei ca. 75%.

Zusätzlich betreibt die Hermann Bühler AG noch drei kleine Wasserkraftwerke entlang eines Kanals mit Wasser aus der Töss. Diese produzieren rund 2’800’000 kWh Strom pro Jahr, und haben den Produktionspeak, anders als normale Wasserkraftwerke, im Winter, da die Töss im Sommer sehr trocken ist. Und für die Heizung sind die Liegenschaften an den Quartierwärmeverbund von Stadtwerk Winterthur angeschlossen und beziehen somit aus Holzschnitzeln erzeugte Fernwärme. «So können wir unserer Mieterschaft sagen: Ihr werdet bei uns mit nahezu CO2-neutraler Energie versorgt. Da sind wir schon ziemlich in der Zukunft.»

Fazit

Nicht nur ökologisch macht es Sinn, erneuerbare Energie zu produzieren, es ist auch ökonomisch interessant: So bezahlt die Hermann Bühler AG für den Strom von der Solaranlage nur rund ein Drittel des regulären Strompreises.

Das Problem der Jahreszeiten bleibt bestehen: Jetzt, im Winter und bei Schnee, kommt nur ein Bruchteil dessen, was im Sommer produziert wird, vom Dach. «Wir brauchen noch Lösungen für den Winter: Sowohl die Wasserkraft als auch die Solarenergie haben ihren Produktionspeak im Sommer.»

Doch trotz allem kommt Martin Kägi zu einem eindeutigen Fazit: Eine PV-Anlage auf einem neuen Flachdach ist eigentlich ein Muss und sollte von allen Bauherren mindestens geprüft werden.

Was ist ein ZEV?

ZEV steht für Zusammenschluss zum Eigenverbrauch und ist funktionsmässig das gleiche wie ein EVG (Eigenverbrauchsgemeinschaft). Die Stromverbraucher:innen verfügen über einen gemeinsamen Netzanschluss. Private Zähler messen, wie viel Strom die beteiligten Parteien verbrauchen. Anhand dieser Zählerdaten und den Kosten der Eigenproduktion bzw. des extern zugekauften Stroms werden die individuellen Stromrechnungen aufgestellt. Häufig übernimmt eine darauf spezialisierte Drittfirma die Erstellung der individuellen Stromabrechnungen.

Mit einem ZEV können somit mehrere Parteien vom günstigen Solarstrom profitieren und der Eigenverbrauch wird maximiert.

Weiterführende Informationen

> Video der EKZ zur Solaranlage auf dem Bühler-Areal
> Mehr Informationen zum Bühler-Areal 

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Leuchtturm Winterthur: Für eine eigene Solaranlage steigen Genossenschafter aufs Dach

Genossenschafter auf dem Dach für Solaranlage

Während drei Bauetappen stiegen die Bewohner:innen der Wohnbaugenossenschaft (WBG) Talgut in Winterthur Mattenbach auf ihre Dächer, um Solaranlagen zu installieren. Ihr Ziel: Bis 2022 sollen auf den Liegenschaften der Genossenschaft über 1’000’000 kWh Strom pro Jahr produziert werden. Yves Hartmann, Präsident der WBG Talgut, hat uns einen Einblick in das Projekt gegeben.

Die Motivation

Im Jahr 2020 befragte die WBG Talgut, eine 1946 gegründete Winterthurer Wohnbaugenossenschaft mit 279 Wohnungen, ihre Bewohner:innen zu Nachhaltigkeitsthemen und zu Projekten, die sie als Gemeinschaft realisieren möchten. Bei der Auswertung zeichnete sich ein deutlicher Wunsch nach einer eigenen Photovoltaik-Anlage ab. Ein lokaler Partner war schnell gefunden. Denn mit der Energiewendegenossenschaft Region Winterthur (EWG) stiess man auf Solarprofis, die nicht nur  den Bau von PV-Anlagen organisieren, sondern mit dem Selbstbau-Modell bereits viele Erfahrungen gesammelt haben.

Der Selbstbau – die Theorie

Die Aufteilung funktioniert folgendermassen: Die EWG plant die Solaranlage, beschafft das Material, und kümmert sich um die nötigen Bewilligungen. Im Gegenzug trommelt die WBG Talgut Helfer:innen zusammen, die beim Selbstbau mitwirken möchten. «In die Ausschreibung haben wir geschrieben: Jede:r, der einen IKEA-Schrank zusammenbauen kann, kann mithelfen.» Denn viele auf dem Dach anstehenden Arbeiten lassen sich leicht erlernen. So muss jeder Ziegel angehoben, abgeschliffen und mit einem Haken für die Unterkonstruktion versehen werden. Aber auch die Nicht-Schwindelfreien können auf der Baustelle mithelfen: Vom Boden aus wird Material sortiert, zugeschnitten und vorbereitet.

Der Selbstbau – die Praxis

In drei Bauetappen wurden im Jahr 2021 11 PV-Anlagen mit insgesamt etwa 510 kWp Leistung installiert. Und bei jeder Etappe stellten sich neue Herausforderungen: Zu Beginn lag die grösste Schwierigkeit darin, alle Helfenden adäquat zu versichern. Das war nämlich Aufgabe der WBG Talgut, die zum Arbeitgeber wurde, und alle gegen Unfall versicherte.

Während der zweiten Etappe machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Wegen dem vielen Regen mussten die Bauarbeiten immer wieder verschoben werden: Nasse Ziegel sind zu rutschig, um aufs Dach zu steigen. Glücklicherweise erklärten sich die Helfenden bereit, Wochenendschichten einzulegen, und alles wurde rechtzeitig fertig.

Im Herbst, während der dritten Etappe, wurde plötzlich das Material zum Problem: Überall gab es Lieferengpässe und es musste zum Teil auf andere Konstruktionen ausgewichen werden.

Trotz allen Herausforderungen blieb die Stimmung immer gut: «Das Grösste war, dass es überhaupt mit dem Selbstbau geklappt hat: die Leute sind gekommen, haben gut mitgearbeitet und hatten Spass.» Das Ziel der Genossenschaft, die Gemeinschaft zu fördern, wurde damit erreicht, und das bereitet Freude.

Eigenverbrauchsgemeinschaft für Solarstrom

Im  Jahr 2022 sollen auch auf den restlichen Dächern PV-Anlagen installiert werden, ebenfalls im Selbstbau. Das Ziel der WBG Talgut: auf allen Dächern zusammen etwa 1’000’000 kWh Strom pro Jahr produzieren zu können. Das ist weit mehr, als die Genossenschafter:innen selber verbrauchen. Ihr Anteil Solarstrom, den sie ins Netz vom Stadtwerk Winterthur einspeisen, dürfte nämlich bei rund 70% liegen. Dafür werden sie mit 9,5 Rappen pro kWh entschädigt.

Solarstrom, der vor Ort verbraucht wird, wird den Mieter:innen individuell in Rechnung gestellt. Dazu gründete die WBG Talgut eine Eigenverbrauchsgemeinschaft (EVG). Alle Genossenschafter:innen können Mitglied werden. Der ihnen verrechnete Stromtarif ist preislich leicht tiefer angesetzt als das Standard-Stromprodukt von Stadtwerk Winterthur. Ein attraktives Angebot, um möglichst viele Mieter:innen  zu überzeugen. Auch wenn es vieler Erklärungen bedurfte und Überzeugungsarbeit benötigte: mittlerweile sind aber fast alle mit dabei und zufrieden mit dem Angebot.

Zudem soll ab Januar 2022 auf der Website der WBG ersichtlich sein, wie viel Strom aktuell oder im Monatsdurchschnitt produziert wird. So kann man sich täglich ein Bild verschaffen, was die Solaranlagen tatsächlich bewirken.

Fazit

Das Projekt ist aus Sicht der Genossenschaft und ihrer Mitglieder ein voller Erfolg: Gemeinsam wurde etwas bewegt, dass der Energiewende zugute kommt. Durch das Selbstbaumodell konnten die Kosten tief gehalten werden. Und die Tatsache, ein Stück weit unabhängiger vom Strommarkt zu werden und gleichzeitig  überschüssigen Solarstrom andern zukommen zu lassen, gibt allen ein gutes Gefühl.

Was ist eine Eigenverbrauchsgemeinschaft (EVG)?

Um Strom an Mieter:innen zu verkaufen, muss der Besitzer der Solaranlage einen Vertrag abschliessen. Der lokale Stromanbieter installiert einen Smart Meter, der genau misst, wer wie viel Strom von der Solaranlage bezieht und verbraucht. Der Besitzer der Anlage entscheidet sich für einen Preis pro kWh, zu dem er den Strom verkaufen will. Der Stromanbieter misst den Verbrauch und stellt jeden Monat eine Rechnung, aufgeteilt in Strom aus der PV-Anlage, Strom, der vom Netz bezogen wurde und eine Pauschale von 4 Franken für die Abrechnungsdienstleistung. Alle Mitglieder der EVG können frei entscheiden, ob sie den Vertrag unterschreiben wollen und können jederzeit wieder aussteigen. Eine EVG ist somit eine faire und leicht umsetzbare Lösung für MFH-Besitzer, die eine Solaranlage realisieren wollen.

Weiterführende Informationen

> Das Angebot der Energiewendegenossenschaft Region Winterthur
> Die Projekte der WBG Talgut im Überblick

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Leuchtturm Winterthur: Solarstrom ohne Nervenkitzel dank Rundum-Sorglos-Paket

PV-Anlage Einfamilienhaus Winterthur Solarstrom

Aus Überzeugung entschied sich Marilena Gnesa Anfang 2021 dafür, eine PV-Anlage auf ihrem Dach zu installieren. Das Einzige, was sie dafür selbst tun musste, war, den Keller aufzuräumen.

Ein nebliger, grauer Novembertag in Töss, Winterthur. Von der Sonne keine Spur. Und trotzdem produziert die PV-Anlage auf dem Dach der Familie Gnesa gerade genug Strom, dass der Geschirrspüler laufen kann. An sonnigen Tagen reicht der von der PV-Anlage produzierte Strom tagsüber sogar, um 90-100% des Stromverbrauchs der Familie zu decken.

Die Motivation

Die Entscheidung, eine Solaranlage auf ihrem Dach zu installieren, fiel Marilena Gnesa leicht. Die aktuelle Diskussion rund um den Klimawandel und das Thema erneuerbare Energien interessieren sie, und sie ist überzeugt, dass wir auch als Einzelpersonen etwas bewirken können. Einerseits durch die bewusste Nutzung von Strom und andererseits durch das Umsteigen auf erneuerbare Energien. «Und Solarenergie finde ich einfach cool. Klar, es braucht ein System, es braucht Panels, aber ich finde es toll, dass man den eigenen Strom produzieren kann.»  

Zudem wurde bereits beim Bau des Einfamilienhauses eine ökologische Heizungsvariante gewählt und eine Wärmepumpe installiert. Die Kombination mit einer Solaranlage bietet sich da geradezu an.

Die Installation

Nachdem sie nach einiger Recherche auf das Angebot e-Solardach.single, ein Contracting-Modell von Stadtwerk Winterthur stiess, war für Marilena klar, dass dies das Richtige für sie ist. Ein paar Fotos vom Dach und einen Besuch später war es eine abgemachte Sache: Stadtwerk Winterthur übernimmt alle organisatorischen Aspekte und übergibt den Auftrag einer Partnerfirma, Marilena und ihre Kinder räumen den Keller aus, damit die nötigen Installationen bereitgestellt werden können.

Für die Installation wurde aussen am Haus gebohrt, um die Leitung von den Panels in den Keller zu führen, wo ein Wechselrichter installiert wurde. Die Montage der Panels an sich war vermutlich das einfachste an der Installation. Das einzige Problem: Der Baustart der Anlage war Anfang Januar 2021. Mit den Unmengen von Schnee, die in den kommenden Tagen fallen würden, rechnete niemand, weshalb das Baugerüst etwas länger als vorgesehen bei Familie Gnesa stehenblieb. Aber auch um die organisatorischen Probleme, die dadurch verursacht wurden, kümmerte sich Stadtwerk Winterthur.

Technische Details

  • Leistung der Anlage: 4.01kWp
  • Jährliche Stromproduktion: ca. 3514 kWh (über 20 Jahre)
  • Grösse: 20 m2
  • Module: Longi Solar 201 LR4-60HPH
  • Nennleistung: 365 Watt
  • Wechselrichter: SYMO 37-3-5
  • Installateur: Senero

Dies ist ein weiterer Grund, warum sich Marilena für dieses Angebot entschied: Man muss sich um nichts kümmern und hat am Ende eine Solaranlage auf dem Dach. Zudem muss man nicht auf einmal die ganze Anlage bezahlen. Stattdessen bezahlt man einen monatlichen Betrag, eine Art Amortisation. Während dieser Vertragslaufzeit kümmert sich Stadtwerk Winterthur um alle Wartungen.

Dieses Modell ist perfekt für Familien wie ihre, findet Marilena. Man kann eine Solaranlage installieren, ohne auf einmal eine grosse Summe Geld aufbringen zu müssen. Und wenn man nicht mehr überzeugt ist, kann man jederzeit den Restwert der Anlage bezahlen.

Die Anlage jetzt

Seit der Installation der Anlage gab es eine Umstellung im Haushalt: Es wird jetzt nicht mehr auf Niedertarif geachtet, sondern auf Tageslicht-Stunden. Der Geschirrspüler und die Waschmaschine laufen mittags. Dann werden auch, wenn möglich, Geräte aufgeladen. Dazu hat Marilena eine App, die mit der PV-Anlage verbunden ist. Hier sieht sie laufend, wie viel Strom produziert wird, wie hoch der Eigenverbrauch ist und wie viel ins Netz eingespeist wird. Sie kann aber auch die Statistiken der vergangenen Tage und Monate anschauen und demnach ihr Verhalten anpassen. «Das ist sehr praktisch. Mir war es auch wichtig, bewusster mit Energie umzugehen und den Gesamtenergieverbrauch zu reduzieren», so Gnesa.

Das letzte Problem, was noch bleibt, ist die Heizung. Einige Prozesse in der Wärmepumpe passieren in der Nacht, zum Beispiel das Bereitstellen von Warmwasser. Das heisst, da wird Strom vom Netz bezogen. Dabei würde Marilena das Warmwasser im Boiler an sonnigen Tagen lieber tagsüber aufwärmen. Um das umzuprogrammieren, wird sie sich an die Installationsfirma wenden. Durch die programmierbare Nachtabsenkung und die Temperaturregulierung in jedem einzelnen Raum kann sie jedoch einen Einfluss auf den Verbrauch nehmen. Bei der Installation der Anlage hatte Marilena beschlossen, zuerst einmal die ersten Rechnungen abzuwarten und nach einem Jahr zu schauen, ob sich der Aufwand lohnt. Im Moment sieht es so aus, dass der Energieverbrauch gesunken ist, vor allem im Sommer; zusammen mit dem monatlichen Betrag an Stadtwerk Winterthur sind die Gesamtkosten nicht höher als vorher.

Wie weiter?

Für Marilena ist klar: Wenn wir die Energieziele erreichen wollen, müssen alle, die ein geeignetes Dach haben, eine PV-Anlage installieren und den nicht verbrauchten Teil des produzierten Stroms einspeisen. «Die Förderung von Grossanlagen ist wichtig, weil sie viel Strom produzieren. Ich finde aber, auch viele kleine Anlagen können ein Teil der Lösung sein.»

Auch in ihrem Bekanntenkreis erzählt sie gerne von ihrer Anlage und ihren Erfahrungen. Ihr Fazit: Sie würde es jederzeit wieder machen und empfiehlt es jedem, dessen Dach noch unbenutzt ist.

Diese Reportage ist in Zusammenarbeit mit Stadtwerk Winterthur entstanden. Gibt es bei Ihnen in der Gemeinde ähnliche Projekte oder Förderprogramme, über die wir berichten sollen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

 

Weiterführende Informationen

> Das Angebot e-Solardach.single von Stadtwerk Winterthur
> Details zu Contracting allgemein

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Rückblick ebw-Infoveranstaltung: Gebäudesanierung und Heizungsersatz

Am 3. und 4.11. fanden im Technopark Winterthur die Infoveranstaltungen zum Thema Gebäudesanierung und Heizungsersatz statt. Es wurde rund um das Thema diskutiert, referiert und beraten. Auch SolarAction war mit einem Stand vor Ort.

An zwei Abenden strömten insgesamt 220 MFH- und EFH-Besitzer:innen in den Technopark, um sich darüber zu informieren, wie sie ihre Liegenschaften energetisch sanieren können. An der Begleitausstellung berieten regionale Firmen sowie das AWEL und Stadtwerk Winterthur die Besucher:innen rundum dieses Thema. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Themen Finanzen und Förderprogramme. Nebst der Ausstellung fanden auch spannende und vielseitige Referate statt. So erklärte Stefan Brägger, Leiter der Energieberatung von Stadtwerk Winterthur, wie man dank Förderprogrammen kostenoptimiert sanieren kann. Dr. Martin Neukom, Regierungsrat und Baudirektor des Kantons Zürich, sprach über den Klimaschutz im Gebäudebereich und erklärte das am 28. November zur Abstimmung stehende Energiegesetz im Kanton Zürich. Unter den Referierenden war auch Heinz Wiher, Leiter Fachstelle Energie, Stadt Winterthur. Er zeigte in seinem Referat die korrekte Vorgehensweise bei einer Gebäudesanierung auf. Zum Schluss sprach Adrian Wenger, Leiter Hypothekarberatung, VZ VermögensZentrum zum Thema Finanzierung. 

Hier geht es zu den vorgetragenen Inhalten:

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