Auf dem grössten Dach der Gemeinde Hettlingen wurde eine neue Solaranlage installiert. Der Entstehungsprozess dieser Anlage ist speziell, und doch eigentlich sehr naheliegend.
Es ist April 2021, mitten in der Coronapandemie und bei wechselhaftem Aprilwetter. Trotz allem wagten sich während sieben Tagen insgesamt 52 Freiwillige aus acht Hettlinger Vereinen auf das Dach der Mehrzweckhalle, um bei der Installation der neuen PV-Anlage mitzuhelfen. 330 Module, also mit der zugehörigen Trägerkonstruktion etwa sieben Tonnen Material, wurden auf der grossen Dachfläche verlegt. Der Strom, der von nun an dort produziert wird, entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von 25 Haushalten. Jürg Hofer aus dem Verein erneuerbare Energie Hettlingen (eEH) erzählt, wie das Ganze ablief.
Das Projekt
Seit der Gründung des Vereins eEH im Jahr 2013 steht die Mehrzweckhalle auf der Liste. Sie besitzt das grösste Dach der Gemeinde und könnte somit am meisten Strom produzieren. Nach der Erneuerung der Lüftung war es 2018 endlich so weit: Der Gemeinderat von Hettlingen kam auf den Verein zu und fand: „So, das machen wir jetzt!“ Davor wurden schon auf zwei Dächern der Gemeinde Solaranlagen installiert, die der Verein mittels Crowdsponsoring unterstützte. Doch diesmal entschied man sich für ein anderes Modell: In Zusammenarbeit mit der Energiewendegenossenschaft Winterthur beschloss man, die Anlage mithilfe von Freiwilligen aus der Gemeinde zu installieren. Der Verein eEH übernahm die Suche nach diesen Arbeitskräften. Die Motivation: Für jede Arbeitsstunde gab es 5 Franken in das Vereinskässeli des Freiwilligen. So wurden 52 Freiwillige für die Installation zusammengetrommelt. Diese wurden dann an verschiedenen Tagen aufgeboten, damit stets etwa zehn bis zwölf Helfende verfügbar waren.
Das Projekt startete am Osterdienstag 2021. Alle Helfenden wurden täglich getestet. Die beiden Projektleiter der Energiewendegenossenschaft waren immer vor Ort und haben die Freiwilligen fachkundig unterstützt. Die Leute hatten den „Plausch“ und haben, laut Jürg Hofer, alle super mitgearbeitet, sodass die Anlage nach sieben Tagen schon fertig war.
Vorteile für die Gemeinde
Dieses Modell ist, so Hofer, auch für andere Gemeinden geeignet. Durch den Einsatz von Freiwilligen konnte die Gemeinde etwa 35’000 Franken sparen, obwohl sie noch für das Catering und den Vereinsbatzen aufkommen musste. Ausserdem kreierte das Projekt ein starkes Gemeinschaftsgefühl und brachte die unterschiedlichen Vereine näher zusammen.
Wie weiter?
Das Nächste, was ansteht, ist die Erfassung der Daten der drei PV-Anlagen auf den Schulgebäuden und Darstellung auf einem Bildschirm, der auf dem Schulareal aufgestellt werden soll. So kommt auch ein didaktischer Aspekt ins Spiel: Die Schüler:innen bekommen ein Gefühl dafür, was Strom überhaupt ist und wofür diese Anlage da ist.
Der Verein eEH hat zudem noch ganz viele Ideen rund um das Thema erneuerbare Energien. Zurzeit liegt der Hauptfokus auf der unentgeltlichen Energieberatung, die EFH-Besitzern aus der Gemeinde angeboten wird. Aber auch weitere Bereiche wie Heizungsersatz, Elektromobilität und Batterien werden vorangetrieben. Das wichtigste Ziel des Vereins ist es aber, die Öffentlichkeit und Interessierte weiterhin zu informieren sowie die Gemeindebehörden dazu anzuregen, dass erneuerbare Energien weiterhin Priorität in der lokalen Politik erhalten.
Wir danken Jürg Hofer für das aufschlussreiche Gespräch. Sind Sie neugierig geworden und wollen mehr wissen? Dann schauen Sie sich das Video über die Installation an oder lesen Sie den Blog der EWG Winterthur zum Projekt.
Weiterführende Informationen
> Das Angebot der Energiewendegenossenschaft Region Winterthur
> Der Verein erneuerbare Energie Hettlingen