Das man mehr tun könnte, um nachhaltiger zu wirtschaften, war schon lange klar. Der Generationenwechsel brachte den Stein dann so richtig ins Rollen. Nun produziert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Gebäude der Optimo Group sauberen und wertvollen Strom für den Eigenverbrauch.
Es ist ein nieselregnerischer Vorfrühlingstag. Wir sind in den Winterthurer Stadtteil Neuhegi gefahren, um uns dort mit Dominik Uhlmann (33), Mitglied der Geschäftsleitung, sowie mit Dominik Lüthi (32), Verantwortlicher für Gebäudemanagement und Infrastruktur der Optimo Group, zu treffen. Soeben sind wir mit leicht zittrigen Knien eine durch einen Aluminiumkäfig geschützte Vertikalleiter hochgeklettert. Nun stehen wir hoch oben auf dem Flachdach einer Industriehalle. Vor uns liegt die neue, über 1’300 Quadratmeter grosse Photovoltaik-Anlage. Sie ist seit rund vier Monaten in Betrieb. Und es ist nicht nur der grossartige Blick über das weitläufige Areal des ehemaligen Sulzer Konzerns, der uns den Atem raubt.
Unter uns liegt die Kistenproduktion der Optimo Logistics, dem Geschäftszweig des Winterthurer KMU, bei dem sich alles um Verpackungen, Transporte und Lagerlogistik dreht.
Würden wir uns jetzt imaginär fallen lassen, durch das Dach hindurch und hinunter bis zum Boden, würde sich uns folgendes Szenario offenbaren: Ein grosser, offener Lagerraum. Bretter, Spanplatten, Kanthölzer und Holzlatten stapeln sich bis fast unter die Decke. Hubstapler surren durch den Raum. Im Hintergrund rotieren Kreissägeblätter. An grossen Sägemaschinen wird geschnitten und gefräst. Es riecht nach frischen Holzspänen. Kompressoren prusten, Pneumatik-Anlagen schnaufen. An Montageplätzen werden Werkteile montiert, mit Druckluftnaglern Metallstifte ins Holz geschossen, Paletten und Verpackungskisten Stück für Stück zusammengebaut. Alles was hier gefertigt wird, dient dazu, die individuellen Verpackungswünsche der zahlreichen Industriekunden der Optimo Logistics zu erfüllen.
Die PV-Anlage
Keine Frage, in einem Betrieb wie diesem ist nicht nur Manpower gefordert – viele kräftige und fleissige Hände – sondern auch Strom. Solarpower seit Neuestem. Das Erfreuliche: Seitdem die Photovoltaik-Anlage in Betrieb ist, deckt sie rund 70 Prozent des täglichen Strombedarfs ab. Rein rechnerisch, denn der Netzbetreiber regelt es so, dass der vor Ort produzierte Solarstrom zuerst ins öffentliche Verteilnetz der Stadtwerk Winterthur eingespeist wird, um anschliessend indirekt an die Prosumenten zurückzufliessen. Wann und wie viele Kilowattstunden die PV-Anlage genau produziert, können Uhlmann und Lüthi auf einer App in Echtzeit nachverfolgen. Stromproduktion und Stromverbrauch weist Stadtwerk Winterthur zudem in der Abrechnung detailliert aus.
Mit der Inbetriebnahme der Anlage stellte Optimo Logistics einige der Prozesse um. So wurde das Heizkonzept überarbeitet. Die Boilerladung erfolgt nun tagsüber, und man hat auf Durchlauferhitzer umgestellt. Für die Arbeit in der Kistenproduktion wurde ein Elektrostapler mit Schnellladefunktion bestellt. Der lässt sich während der arbeitsfreien Mittagszeit mit eigenen Solarstrom sauber laden, damit er während den Arbeitszeiten voll einsatzfähig bleibt. «Allerdings erst bestellt …», seufzt Dominik Uhlmann, denn 47 Wochen Lieferfrist bedeuten, dass das neue Elektrofahrzeug frühestens ab August 22 zum Einsatz kommen wird.
Die Motivation/Initiative
Doch bis zur fertigen Solaranlage auf dem eigenen Werkdach war es ein langer Weg, lacht Uhlmann, der seit 2018 in der Geschäftsleitung sitzt. Zwar gab es immer mal wieder vage Ideen, wie man das Potenzial der freien Dachflächen für die Stromerzeugung nutzen könnte. Doch erst mit dem Generationenwechsel rückte das Thema Nachhaltigkeit vermehrt in den Fokus. Und als dann auch noch der Energieversorger, Stadtwerk Winterthur, anklopfte und fragte, ob man im Rahmen eines Contracting Modells an der Vermietung der Firmen-Dachflächen interessiert sei, kam das Solar-Projekt so richtig ins Rollen.
Die Umsetzung
«Kann man mehr für die Umwelt tun und gleichzeitig Renditeerwartungen erfüllen?» Diese Frage trieb Dominik Uhlmann an, als er seinen Mitstreiter Dominik Lüthi mit der internen Projektleitung betraute. Klar war, sie wollten eine eigene PV-Anlage realisieren.
Für das Vorprojekt holten sie Unterstützung bei der Firma Solarville, einer Dienstleisterin für Energielösungen. Diese erstellte anhand eines Lastprofils eine Investitionsgrundlage, um besser zu erkennen, wann der Energieverbrauch anfällt und wo Prozessanpassungen zu Effizienzverbesserung beitragen. Solarville half auch, die optimale Grösse der PV-Anlage zu berechnen und die technischen Anforderungen zu spezifizieren. Dem Verwaltungsrat konnte so ein überzeugender Antrag vorgelegt werden, und dem Bau der Solaranlage wurde zugestimmt.
Technische Details
- Leistung: 273 kWp
- Jährliche Stromproduktion: 270’317 kWh (= Strombedarf von ca. 60 Haushaltungen)
- Amortisationszeit: < 8 Jahre
- Eigenverbrauch: ca. 70%
- Fläche: 1’315 m²
- CO2-Einsparungen: 158 t /Jahr
- 400 Watt-PV-Module, aufgeständert, Neigungswinkel 10° Grad
- Ausrichtung: Ost-West
Die Ausschreibung des Bauauftrags erfolgte im Einladungsverfahren. Für die Optimo Group war klar: Der Umsetzungspartner sollte – neben dem Faktor Preis – noch weitere Kriterien erfüllen: Ein Solarprofi aus der Region sollte es sein, möglichst ein inhabergeführtes Unternehmen, das die Garantie geben kann, dass die Montage vor Ort mit eigenen Mitarbeitenden statt Subunternehmern ausgeführt wird. Den Zuschlag erhielt auch hier Solarville. Sicher nicht nur, weil man unternehmerisch viele gemeinsame Werte teilt, sondern auch, weil die Zusammenarbeit im Vorprojekt sehr positiv verlaufen ist.
Nach rund 14 Monaten Vorbereitung, Konzeption, Planung und Bau war es dann endlich so weit: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Verpackungshalle konnte im Dezember 2021 in Betrieb genommen werden.
Zukunftsvisionen?
Verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen, liegt seit je her in der DNA der Optimo Group, bekräftigt Dominik Lüthi, der ja für den Gebäudeunterhalt zuständig ist. Den vom Bund vorgeschriebenen Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz – Strom und Wärme sparen, Leuchtmittel ersetzen, sich von ineffizienten Geräten trennen – kommt man pflichtbewusst nach.
Seitdem aber vermehrt auch Kunden bei Auftragsausschreibungen konkrete Nachhaltigkeitskriterien nachfragen, steht die Geschäftsleitung vor neuen Herausforderungen. «Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass Nachhaltigkeit vermehrt in unserer Agenda aufgenommen wird», meint Dominik Uhlmann. «Noch stehen wir hier ganz am Anfang,», gibt er unumwunden zu, «doch was wir auf Projektebene zu leisten vermögen, gehen wir zügig an.» So ist der Bau einer weiteren PV-Anlage auf dem Dach einer anderen Firmenimmobilie bereits entschiedene Sache. Steht dereinst noch mehr selbsterzeugter Solarstrom zur Verfügung, soll auch ein E-Mobilitätskonzept umgesetzt werden. Fossil betriebene Firmenfahrzeuge sollen dann sukzessive mit Elektro-Fahrzeugen ersetzt werden.
Ein grosses Versprechen, das die junge Führungsgeneration der Optimo Group hier für den Klimaschutz und zugunsten der Nachhaltigkeit abgibt. Aber ein glaubwürdiges, wenn man hier oben auf dem Dach steht und trotz Nieselregen die Kraft der Frühlingssonne spürt. Demnächst wird die Wolkendecke erneut aufreissen. Ihre Lichtstrahlen werden auf die ausgelegten Solarzellen treffen und sich in wertvolle elektrische Energie verwandeln. Derweil unter dem Dach der Kistenproduktionshalle der Betrieb emsig weiterlaufen wird.
Diese Textreportage ist in Zusammenarbeit mit Optimo Group entstanden. Gibt es in Ihrem Unternehmen auch spannende Solarprojekte, über die wir berichten sollen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
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